Die Creatures Story

Once upon a time ... Fortsetzung

Die Reise mit dem Raumschiff verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Bald war auch ein geeigneter - kugelförmiger - Planet gefunden, der als neue, größere Heimat dienen konnte. Sie waren in eine Umlaufbahn eingeschwenkt und trafen Vorkehrungen, den Planeten genauer zu erkunden; da überstürzten sich die Ereignisse:

Einige Grendels waren offensichtlich als blinde Passagiere im Jungelterrarium mitgereist, hatten sich von dort befreit und durchstreiften nun wie die wilde Horde das Schiff, eine Spur der Verwüstung hinter sich zurücklassend. Es war eindeutig ungemütlich geworden, und die Shee packten eilends einige Kekse und Teebeutel und ein paar frische Socken ein und machten sich auf den Planeten unter ihnen aus dem Staub. Seither hat man nichts mehr von ihnen gehört.

Das Spaceship und alle seine Bewohner blieben sich selbst überlassen. Den Norns gelang es, sich dank ihres ausgeprägten Überlebensinstinkts und der Erinnerung an das, was sie von den Shee gelernt hatten, gegen die aggressiven Grendels zu behaupten. Bei den Ettins, eigentlich von den Shee gezüchtet, um die Geräte auf dem Schiff in Ordnung zu halten und zu warten, bekam im Laufe der Zeit ohne die Aufsicht der Shee wieder der Sammlertrieb die Oberhand, der sich darin äußerte, daß sie nun alles, was nicht angeschraubt war, in ihre Versteckte abschleppten und dort horteten.

... und was ist aus Albia geworden?

Spektakuläres hatte sich dort in der Zwischenzeit zugetragen:

'Na also!' - dachte er mit größter Zufriedenheit - 'Es funktioniert doch!' Jahrelang hatte er in völliger Isolation an diesem Projekt gearbeitet. Endlich war er nun am Ziel.

Als er ihnen damals seine Idee unterbreitet hatte, wie man fremde Welten entdecken könnte, ohne die Annehmlichkeiten Albias gegen ein ungemütliches Raumschiff tauschen zu müssen, da hatten sie ihn nur belächelt. Nun gut, er mußte zugeben, daß ihm der Ruf, ein wenig verrückt und schrullig zu sein, bereits vorausgegangen war. Wer kam schon auf die Idee, alte Patchworkdecken mit Neonfischen und Bällen zu kreuzen? Aber jetzt würden sie ihn endlich ernst nehmen - oh, und er freute sich schon auf ihre Gesichter. Er drehte das Licht in seinem Studierzimmer aus, begab sich in die allgemeinen Laborräume und ... sah sich mit einem Problem konfrontiert: Kein Shee weit und breit!

Er sah sich genauer um! Alles deutete darauf hin, daß sie Albia mit einem Raumschiff verlassen hatten und das offensichtlich schon vor längerer Zeit (dem Staub nach zu urteilen, mit dem alle Geräte bedeckt waren, mußte es Jahre her sein). Warum hatte keiner ihm Bescheid gesagt? ... Nicht, daß er besonders traurig gewesen wäre über den Mangel an Shee-Gesellschaft, aber was ihn wirklich bestürzt machte, war der eklatante Mangel an Tee- und Keksvorräten auf Albia. Und das allein war schon Grund genug, herauszufinden, wohin seine Genossen verschwunden waren.

Ein Raumschiff konnte jeder bauen. Aber seine Idee, durch Löcher im Raum zu reisen - oder waren es Löcher in der Zeit? - diese Idee war etwas Besonderes. Er wußte zwar immer noch nicht genau, wie alles zusammenhing, aber es funktionierte; er hatte es mehr als einmal ausprobiert. Das Gerät schien Löcher in irgendetwas zu machen und den Durchgang zu anderen Orten zu ermöglichen. Diese Orte ähnelten denen, woher man kam, und waren doch verschieden. Und auf einmal war er sich gar nicht mehr so sicher, ob dieses Albia, in dem er sich gerade befand, auch das Albia war, in dem er vor Jahren die Idee für sein Projekt gehabt hatte.

Nun, eigentlich spielte es keine Rolle, wo er sich nun genau befand. Er beschloß um seine neue Erfindung, die er Warp nannte, unter Zuhilfenahme des genetischen Materials, das die Shee vom Bau ihres Raumschiffs übriggelassen hatten, eine kleine, seinen Bedürfnissen angepaßte Station wachsen zu lassen und seinen Aufenthaltsort in den Raum zu verlegen. Von dort aus konnte er die Spur der anderen Shee verfolgen.

Es würde wohl eine längere Reise werden, und ihm wurde klar, daß er wohl besser etwas zu seiner Zerstreung mitnehmen sollte, ... etwas, woran er arbeiten konnte ... etwas, was man optimieren konnte ... etwas, was ihn beschäftigte. Ein Besuch an der Oberfläche von Albia würde ihm Material genug liefern, um ein kleines Terrarium auf seiner Station einrichten zu können. Er würde keine Norns von der Oberfläche mitnehmen (statt dessen einige Norn-Genome aus dem Hauptlabor, die hoffentlich in Ordnung waren). Den Ettins gedachte er detailierte Instruktionen für die Zeit nach seiner Abreise zu geben (Versiegeln des Genlabors, Verschließen der unterirdischen Räume, Bau eines Aufzugsystems).

Er gab seinem Raumschiff-Wesen den Namen "Capillata", weil Schiffe üblicherweise weibliche Namen bekommen - wobei er sich jedoch nicht ganz sicher war, ob seine Capillata überhaupt weiblich war.

Und als das Wachstum von Capillata abgeschlossen und die Pflanzen in den Nahrungsbehältern des Hauptraumes fertig ausgereift waren, machte er sich auf die Reise ...

... und über Albia brach die Katastrophe herein:

Der Kern des alten, bis dahin schlafenden Vulkans hatte dem Shee durch eine künstlich ausgelöste, gewaltige Explosion die notwendige Schubkraft für den Start der Station und das Verlassen der Atmosphäre Albias geliefert. Eine geniale Idee - mit einigen unangenehmen Nebeneffekten allerdings: Denn die gesamte Oberfläche Albias wurde durch die Explosion aufgerissen, und Tonnen von Asche und geschmolzenem Gestein löschten nahezu alles Leben aus.

Der Einsame Shee war sich jedoch sicher, daß sich das Ökosystem mit der Zeit wieder regenerieren würde. Seine billige und "resourcensparende" Methode, ein Raumschiff zu starten, war jedenfalls bemerkenswert gewesen. Wenn er den anderen das erzählte, hatte er sicher Aussichten auf Kekse mit Schokoladenüberzug. ;-)

Albia regenerierte sich in der Tat wieder. Aber nichts war mehr so, wie früher. Viele Pflanzen und Tierarten waren für immer verschwunden oder aufgrund der beim Vulkanausbruch freigesetzten Radioaktivität mutiert. Norns, Ettins und Grendels hatten das Desaster jedoch überlebt. Und alle zusammen richteten sich mit der Zeit wieder in Albia ein. Den Ettins allerdings gingen im Laufe der nächsten Jahrhunderte die Instinkte verloren, die sie früher zu ausgezeichneten Arbeitern und Handwerkern gemacht hatten.

Und vielleicht erzählen wir Euch einmal mehr von seinen Erlebnissen ...